Widersprüchliches Bulgarien
11. bis 24. Oktober 29. bis 42. Tag
Wenn Ihr an Bulgarien denkt, woran denkt Ihr? Genau! Vor unserer Einreise war es für uns die Gegend vor Griechenland. Ahnungslose halt. Als wir Bulgarien wieder verlassen, geschieht das mit sehr widersprüchlichen Eindrücken. Während der ersten Woche haben wir vieles Nicht-Schönes oder Nicht-Mehr Schönes entdeckt. Die Schwarzmeerküste mit Gold- und Sonnenstrand sind schon seit sozialistischer Zeit Ziele für Massentourismus. Und das ist den Urlaubsorten auch ansehbar. Bedrückend wirkt es für uns, weil die Gegend nach Ende der Saison auch noch wie ausgestorben ist. Ausnahmen von dieser Tristesse finden wir in Nessebar und Varna. Ersteres liegt auf einer kleinen Halbinsel und ist ein wunderschöner Ort mit starker osmanischer Tradition. Tatsächlich war Nessebar schon in der Antike besiedelt. Die Großstadt Varna ist auch im Oktober voller Leben. Wir sind gerne hier und lernen, dass zumindest außerhalb der Saison Bulgarischkenntnisse ausgesprochen nützlich sind. Zum ersten Mal auf der Tour kommen wir mit Deutsch oder Englisch nicht wirklich weiter. Das macht die Kommunikation mit den Menschen schwierig. Aber wir sind ja die Besucher und hätten vorher Bulgarisch lernen können. Ein Learning für die nächsten Ziele weiter östlich. Auffällig, wie wenig Touristen sich jenseits der Saison in Bulgarien aufhalten. Häufig stammt niemand außer uns aus einem anderen Land. Die Menschen begegnen uns fast immer freundlich. Trotzdem verstehen wir ein wenig, was Fremdsein bedeutet. In Bulgarien existiert krasse Armut. Zufällig landen wir während einer Joggingtour in einem Slum. Menschen hausen dort unter unsagbaren Bedingungen. Es ist entsetzlich. Uns beschleicht ein schlechtes Gewissen. Weil die Menschen hier von so wenig leben müssen, sind sie bereit für Hungerlöhne in deutschen Schlachthöfen oder als Erntehelfer zu arbeiten. Jobs, die Deutsche nicht mehr machen wollen. Dafür bekommen wir aber Fleisch und Gemüse schön billig im Supermarkt. Eher zögerlich machen wir uns auf den Weg ins Binnenland. Wir kneifen vor den schon recht tiefen Temperaturen in den Bergen. Endlich überwinden wir uns und erleben „Frieren in der Nacht Teil 2“. Aber vor allen Dingen lernen wir die wunderschöne Landschaft der Rhodophen, das über 2000 Jahre alte Plovdiv und die Thermalquellen von Velingrad kennen. Und zum Schluss noch die Gegend von Melnik, wenige Kilometer vor der griechischen Grenze.
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